Zwischen feurigen Reaktionen und Makroaufnahmen - ein Tag im Leben eines Batterietestingenieurs

Zwischen feurigen Reaktionen und Makroaufnahmen - ein Tag im Leben eines Batterietestingenieurs
In der Welt der Batterien, in der oft schrille Innovationsideen im Vordergrund stehen, gibt es eine Person, die nur dem vertraut, was sich messen und beweisen lässt: Nico Gossen führt bei PEM Motion seit Jahren Batterietests durch und liefert harte Fakten darüber, wie sich Zellen unter Belastung verhalten. Im Battery Testing Center in Aachen werden die Grenzen von Sicherheit und Leistung getestet - oft weit über die Norm hinaus. Hier ein Blick hinter die Kulissen eines ebenso intensiven wie faszinierenden Berufslebens.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
"Es ist vielfältig - aber es beginnt immer mit dem gleichen Ritual: Zuerst verschaffe ich mir einen Überblick. Welche Batteriezellen sind heute für die Prüfung vorgesehen? Sind sie protokolliert, fotografiert, beschriftet? Alles muss ordentlich dokumentiert sein, bevor etwas anderes passiert.
Dann erwecken wir das Labor zum Leben. Alle Geräte werden hochgefahren - PCs, Kameras, Datenlogger ... das ist wie eine technische Aufwachroutine. Als Nächstes bauen wir den Prüfstand auf und beginnen mit dem Test.
Im Durchschnitt führen wir etwa zehn Batterietests pro Tag durch. Gleichzeitig bereiten wir bereits die nächste Charge von Zellen vor, indem wir sie aufladen oder entladen, damit der Testablauf reibungslos bleibt.
Aber der Tag ist damit noch nicht zu Ende: Nachmittags, wenn noch Zeit ist, arbeiten wir an neuen Versuchsaufbauten - entwickeln, tüfteln, organisieren. Das ist der kreative Teil des Jobs."
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
"Man kann Batterien wirklich bis an ihre Grenzen bringen! Es klingt vielleicht ein bisschen extrem, aber es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie Zellen unter verschiedenen Bedingungen reagieren. Ich gebe zu, es ist schon ein bisschen aufregend, wenn eine Batterie explodiert. Manche Leute geben viel Geld für Feuerwerkskörper aus, nur um einen Knall zu bekommen - für uns ist das ein Teil des Jobs.
Ich mag auch die kreative Seite der Problemlösung - die Entwicklung neuer Testverfahren, die auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnitten sind. Das erfordert Köpfchen und Erfahrung."
Gibt es Teile der Arbeit, die Sie nicht mögen?
"Nun, die Arbeit mit giftigen Substanzen, Rauch und Hitze ist nicht gerade ein Vergnügen. Und jeden Tag muss ich einen Ganzkörperschutzanzug und eine schwere Gasmaske anziehen. Da gibt es keine Abstriche, ohne die richtige Schutzausrüstung geht hier nichts. Man kann nicht einfach 'mal schnell etwas machen', ohne sich anzuziehen. Das kann lästig sein, klar, aber es ist notwendig."
Warum ist Ihre Arbeit so wichtig?
"Manchmal fragen Kunden täglich nach Testergebnissen - das zeigt, wie wichtig unsere Daten für ihren Entwicklungsprozess sind. Ohne unsere Tests würden sie viel mehr Risiken eingehen - oder schlimmer noch, sich der Risiken gar nicht bewusst sein. Das könnte im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Folgen im realen Einsatz führen. Wir liefern die Fakten, die die Grundlage für sichere, leistungsstarke Produkte bilden.
Es ist auch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Batterietests erst gegen Ende der Entwicklung, kurz vor der Markteinführung, durchgeführt werden sollten. Das kann ein teurer Fehler sein und bedeutet unter Umständen, dass man mehrere Schritte zurückgehen muss. Um es einfach auszudrücken: Unser Ansatz der kontinuierlichen, entwicklungsbegleitenden Prüfung hilft den Kunden, Zeit, Geld und eine Menge Nerven zu sparen."
Was ist wichtig, damit Sie Ihre Arbeit richtig machen können?
"Schutzausrüstung, unbedingt. Aber auch hochwertige Messwerkzeuge und gute Kameras. Und wir verlassen uns stark auf unsere gut ausgestattete Werkstatt. Die Sonderteile, die wir mit 3D-Druckern oder Fräsmaschinen herstellen, sind für bestimmte Versuchsaufbauten oft unerlässlich. Und das Wichtigste: unser gut eingespieltes Team. Ohne sie würde das alles nicht funktionieren."
Erzählen Sie uns mehr darüber, wie Sie als Team arbeiten.
"Im Grunde kann jeder ein bisschen von allem machen - und das ist gut so. So können wir bei Bedarf leicht füreinander einspringen. Aber natürlich hat jeder von uns auch seinen eigenen Schwerpunkt. Der eine kümmert sich um die mechanische Konstruktion, ein anderer um die Elektronik, wieder ein anderer um die Beschaffung oder die Qualitätssicherung.
Und dann haben wir noch unsere studentischen Hilfskräfte - sie leisten unglaublich wertvolle Arbeit für uns. Sie machen Fotos, messen Zellen und dokumentieren alles vor und nach jedem Test. Ohne ihre Unterstützung wäre unser Arbeitsablauf nicht annähernd so effizient und strukturiert.
Letzten Endes kommt es vor allem auf eine gute Koordination innerhalb des Teams an. Jeder spielt eine Schlüsselrolle und ist ein wichtiges Rädchen im Testprozess.
Schlussfolgerung: Ein Arbeitstag voller Rauch, Schweiß und scharfem Verstand - Batterietests sind ein Beruf, der weit entfernt ist von einem durchschnittlichen technischen Schreibtischjob. Es handelt sich um Hightech-Arbeit, die Improvisationsvermögen und ständiges Risikobewusstsein erfordert. Präzision, realistische Risikobewertung und enge Teamkoordination sind in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung. Batterietestingenieure spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass Energiespeichersysteme - von Hausbatterien bis hin zu Elektrofahrzeugen - sicher und zuverlässig sind.